Lässig, wie das Schnauferl da noch auffi klettert...
Während also andere am Bruttosozialprodukt schrauben mussten, haben wir in Tirol die guten Seiten des Spider-Schraubens ausnutzen können. Nach dem Wasch- und Poliergang vom Vortag nach einem kräftigen Auftaktfrühstück wurde die Freundin eingepackt, das Verdeck zurückgeworfen und der 1800er Vergasermotor eines roten CS1 von 1973 behutsam angelassen. Gemeinsames Ziel: die 48 km lange Zillertaler Höhenstrasse, laut vielen Reiseführern eine der schönsten Alpenstrassen Österreichs.
Ausgehend von der gemeinsamen Kreuzung der Bundestrassen 181 (Achensee), 169 (Zillertal) und 171 (Inntal) neben der Autobahn A12 fährt man zunächst am besten etwa 1 km entlang der B171 weiter in Richtung Wörgl, durch das Örtchen Strass hindurch. Anschließend biegt man ein in die Strasse Richtung Bruck am Ziller, der man auf der sonnigen Ostseite des Zillertales etwa 10 km folgt bis Ried. Schon hier erhält man einen ersten Vorgeschmack auf die Zillertaler Naturschönheit in typisch Tiroler Berglandschaft. Beim langsamen Durchcruisen der Orte Bruck, Hart und Uderns darf man übrigens ruhig zurückgrüssen, wenn einem die Einheimischen mit herzlichem „Giassdi“ entgegenwinken.
In Ried wechselt man über die B169 wieder auf die Westseite des Zillertales, wo sogleich mit dem Anstieg Richtung Höhenstrasse begonnen wird. Nach einem kurzen Zwangsstop an der Mautstelle (die Weiterfahrt kostet EUR 6,50) eröffnet sich den Spiderfreunden zunehmend ein überragendes Bergpanorama. Spätestens am Almstüberl „Zellberg Buam“ gibt man sich dann bei einem zünftigen Bier und einer Speckplatte freiwillig den Klängen der Zillertaler Volksmusik hin... und genießt die reine Gemütlichkeit.
Inzwischen ist man auf über 1800 m angekommen. Von nun an verläuft die enge Strasse genüsslich den Panoramakurven folgend Kilometer für Kilometer dahin, ehe mit 2020 m der höchste Punkt der Tour passiert wird. Beim Genuss des Ausblicks sollte man allerdings nie die Strasse aus dem Blickfeld lassen, denn neben den steilen Abrisskanten drohen auch zahlreiche Fahrrad- und Motorradlenker, einem bei ihren teils riskanten Manövern den Kotflügel oder die Tür zu ruinieren...
Zum Abschluss der Höhenstrasse bieten sich dem Spiderfreund noch einmal zahlreiche herrliche Serpentinen, ehe man in Hippach auf den Boden der Tatsachen zurück gelangt.
Wer hier noch nicht genug hat von den einzigarten Bergkulissen, der sollte nun nicht zurück in Richtung Innsbruck, sondern nach Mayrhofen abbiegen und seine Tour bis zum Schlegeisspeicher fortsetzen. Hier stellt man zunächst fest, dass die Zeit nicht reicht, um auch diesen Traumflecken der Alpen ausreichend zu erkunden. Dennoch, am Zamser Grund neben der eindrucksvollen Staumauer gönnt man seinem Spider die nächste Pause und macht sich entlang des Sees kurz per pedes einige Meter auf den Weg Richtung nahes Italien, der Heimat unseres Vierrädrigen. Zu Füssen liegen einem nun die ewig Schneebedeckten des Alpenhauptkamms mit ihren Gletschern wie z.B. der 3509 m hohe Hochfeiler. Begutachten kann man die 3000er zum Beispiel in einem Gasthof am See bei einer abschließenden frisch geräucherten Forelle.
Spätestens jetzt dürfte es etwas kühler werden, denn der Tag neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Zeit, den Pullover oder die Spiderjacke überzustreifen, den Heimweg anzutreten und den Arm zärtlich um die Freundin zu legen. Die hat den einmaligen Traumtag im meinem Fall nicht nur mit den Worten „Lässig, wie das Schnauferl da noch auffi klettert...“ honoriert... :-).
Weitere Informationen erhält man im Internet, z.B. auf den Seiten www.zillertaler-hoehenstrasse.at oder bei www.google.de unter Eingabe des Suchbegriffes „Zillertaler Höhenstrasse“ oder „Schlegeisspeicher“.
Viele sonnige Grüße
Sven-Erik Holl
Berliner Spiderfreund in Tirol